Schüler lassen ihrer Kreativität freien Lauf
von DKSB
Kinderschutzbund finanziert Kunstprojekt an der Hauptschule Thuner Straße in Stade
Von Karin Lankuttis
STADE. Die Haupschule Thuner Straße ist ein sozialer Brennpunkt. Hier werden Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Kulturen unterrichtet. Es ist nicht selten, dass die Kinder kein Deutsch können, wenn sie angemeldet werden. Einige sind in ihren Heimatländern nie zur Schule gegangen. Vor diesem Hintergrund tut es Schülern, Eltern, aber auch Lehrern gut, wenn besondere Aktionen Abwechslung in das anstrengende Schulleben bringen. So wie am Freitag.
Kein Unterricht, sondern freies, intuitives Malen stand einen ganzen Schultag lang auf dem Programm. Kunsttherapeut Christoph Peltz begleitete die Klasse 5c. „Kreativität macht stark“, sagt Peltz und will damit die Klassengemeinschaft stärken und benachteiligte Kinder integrieren. Die kulturellen und sprachlichen Unterschiede in der Klasse sind groß, sagt Kunstlehrerin Heidrun Marquardt. Neun Kinder kommen aus den Ländern Bulgarien, Rumänien, Polen, Türkei, Syrien, Libanon und Benin, manche sind Sprachanfänger. Außerdem sind zwei Kinder mit Förderbedarf in der Klasse. Die Kunstlehrerin hat das Projekt an die Schule geholt und freut sich, dass der Kinderschutzbund Stade das Honorar finanziert.
Beim intuitiven Malen werden weder Themen noch Technik vorgegeben, erklärt Peltz (57). Es sei ein Prozess „von der Einengung zur Befreiung“. Die Kinder würden immer mutiger, die Stimmung helle sich auf.
Nach einer Gesprächsrunde warteten aufgespannte Leinwände und Acrylfarben auf ihren Einsatz. „Zuerst hatte ich gar keine Ahnung, was ich malen soll“, sagt Angelique. Nach einigen Stunden zeigte sie stolz ihr erstes Kunstwerk. Viele bunte Kleckse erweckten einen fröhlichen Eindruck. Angelique war schwer angetan: „Das ganze Projekt ist total cool.“ Auch Hatun dachte anfangs, sie könne das nicht. Schließlich hatte sie mit beiden Händen die Grundierung verteilt und vermischt. „Ich hab meine Wut ganz rausgelassen, danach war sie weg“, sagte die Elfjährige und erzählte von einem Streit mit der Freundin. Dann malte sie ruhig mit feinem Pinsel ein Vogelnest ins Bild und zwei Vögel daneben. „Macht Spaß“, sagte Mirhan, der mit dickem Pinsel schon an seinem zweiten Bild arbeitet. „Er hat uns gezeigt, dass man auch Emotionen reinbringen kann.“
Am Schluss stellten die 18 Kinder ihre Kunstwerke der Klasse vor, Mitschüler sagten, was sie auf dem Bild sahen. Die Beteiligung war rege. „Alle machen mit“, staunte Klassenlehrerin Sylvia Holstein über den guten und freundlichen Kontakt der Schüler untereinander. „Solche Aktionen fördern sicherlich das Gemeinschaftliche.“ Auch Kunstlehrerin Marquardt war angetan. „Heute sind alle lebhaft miteinander im Gespräch. Kunst verbindet.“
Stader Tageblatt 12.03.2018